Film ab! - am 28.10.2016: Hilde (D 2009)

"Hilde" (D 2009)
"Hilde" (D 2009)

Am Freitag, 28. Oktober 2016, 19.00 Uhr wird im Mehrzweckraum Zühlsdorf, Dorfstr. 35, der Film "Hilde" (D 2009) gezeigt.

 

Hildegard Knef, eine Ikone des Films und Gesangs, von ihrem deutschen Publikum gleichermaßen geliebt und gehasst, hat stets eines getan: Sie ist immer ihren eigenen Weg gegangen, selbst wenn sie sich dabei auch einmal selbst verloren hat. Und der hat sie nach Hollywood und wieder zurück geführt, daneben oft auch in die Arme der falschen Männer. Inmitten des zerbombten Berlins baute sie ihre Schauspiel- und zuletzt ihre Gesangskarriere auf, immer im Kampf gegen ihren Ruf der Verruchtheit, den ihr neben ihrem selbst bestimmten Lebensstil auch filmische Nacktszenen einbrachten.(kino.de)

 

 

 

 

Das Problem dieser 9,5 Millionen Euro teuren Produktion ist, dass sie alles erzählen will, aber nichts sagt, durch eine Karriere hetzt, ohne eine Haltung zu der Frau zu finden, um die es doch geht: Hildegard Knef, die immer ein bisschen mehr Harald Juhnke war als Marlene, mehr Berliner Göre als Glamourgestalt und dabei zu großem Sarkasmus wie zu großer Zartheit fähig. Keine Haltung ist eben gerade eine. Das beweist Hilde aufs Fatalste im verschwiemeltem Umgang mit den Ufa-Anfängen der Knef und ihrer Affäre mit dem Reichsfilmdramaturgen Ewald von Demandowsky. In ihrer Autobiografie Der geschenkte Gaul schreibt die Knef hellsichtig und selbstkritisch über sich, die naive 19-Jährige, die von dem verführerischen Filmnarren und überzeugten Nazi beeindruckt war und sich in ihn verliebte. Im Film hingegen nutzt Hildegard Knef die erste Gelegenheit, um Goebbels’ Kinochef ins Bett zu ziehen. Als sie nach Kriegsende zur Premiere des Wolfgang-Staudte-Films Die Mörder sind unter uns geht, kombiniert eine Parallelmontage die Szene mit der Exekution des ausgemergelten Demandowsky durch die Russen. Hier Premierenapplaus und Seidenrobe, da tödliche Schüsse mit pathetischer Musikuntermalung. Was wird hier evoziert, wenn nicht das Bild einer Karrieregeilen, die über die Leiche des armen Kulturnazis hinweg in ihre glanzvolle Zukunft schreitet?

 

Immer wieder scheint es, als ob hier ein Leben zerhäckselt und per Zufallsgenerator zu einer Nummernrevue zusammengefügt wurde. Etwa die Auftritte des Produzenten Erich Pommer (Hanns Zischler), den die Knef in der letzten Szene als einen der wichtigsten Menschen ihres Lebens bezeichnet, ohne dass Drehbuch und Inszenierung auch nur eine Ahnung einer langen, schönen Freundschaft vermittelt hätten. Oder auch Sentenzen aus dem Geschenkten Gaul, die wie kleine verirrte Ufos in Heike Makatschs Mund landen (»Ich hasse den Hass«). Vor allem aber verschenkt Hilde das Talent seiner Hauptdarstellerin. Makatsch redet wie die Knef und singt wie die Knef und raucht und trinkt wie die Knef, aber indem sie nachempfindet, ohne zu imitieren. Sie hat die gleiche Mischung aus Bodenständigkeit und sophistication. Kurz: Ihr gelingt das Kunststück, Hildegard Knef in einem Film zu sein, der sich für Hildegard Knef letztlich nicht die Bohne interessiert.

 

Die Knef hat es immer abgelehnt, den Geschenkten Gaul fürs Kino zu adaptieren. Ihr fehle die Distanz, sagte sie. Nun ist diese Leinwand-Biografie kein Film über Hildegard geworden. Und auch keiner über die Knef. Die Hilde, die der Film am ausgiebigsten zeigt und die sein Titel anbiedernd beim Vornamen grabscht, dieses Bademantel-, Boudoir-, Nacktpopo,-Schummerlicht- und Beziehungsgeredewesen, ist wahrlich das Uninteressanteste an ihrem dramatisch deutschen Leben. Was hätte die Knef selbst dazu gesagt? Einen ihrer dahinberlinerten Sätze zwischen sarkastischer Heiterkeit und tiefen Zigarettenzügen. Etwa: »So was Dämliches könnte man mir, glaube ich, nicht mal in Vollnarkose entlocken.(Zeit online)

Wir haben nicht unbedingt darauf gewartet, aber jetzt ist er da: der glorreiche deutsche Abenteuerfilm, der den Kampfpiloten Manfred von Richthofen zum romantischen Helden verklärt. Der Kerl erinnert irgendwie an den großen Waldo Pepper, so wie Robert Redford ihn 1975 in "Tollkühne Flieger" spielte: ein Dandy im Dienst der deutschen Reichsarmee, den schicken Schal um den Hals geworfen, die Locken vom Winde verweht. Inzwischen ist Redford natürlich viel zu alt. Gespielt wird das Fliegerass deshalb von Matthias Schweighöfer. Und der ist ja auch blond. Warum ausgerechnet Manfred von Richthofen? Hätten nicht auch andere schneidige Burschen aus all den Kriegen, die von Deutschland angezettelt wurden, ein Kinodenkmal verdient? Kennen die Jugendlichen von heute den roten Baron überhaupt noch, der Gute ist schließlich im Ersten Weltkrieg gefallen? Und bietet sein kurzes Leben wirklich genug Stoff für einen interessanten Film, mal ab­gesehen von der ständigen Fliegerei? Offensichtlich nicht. Der Krieg wird von Regisseur Nikolai Müllerschön als gediegenes Gartenfest im Kolonial- und Gutsherrenstil inszeniert, mit einem Manfred von Richthofen, der auf bequemen Korbstühlen Zigarre raucht, wenn er nicht gerade feindliche Flugzeuge vom Himmel holt. Oder einer Rot-Kreuz-Schwester nachstellt, die für die bitterkalten Nächte an der Front einen seidenen, nabelfreien Pyjama eingepackt hat. Der Film legt größten Wert darauf, dass der rote Baron ehrenvoll fürs Vaterland tötete, und lässt uns glauben, dass ihm zu guter Letzt noch pazifistische Gedanken überkamen, die er sogar dem Kaiser anvertraut haben soll. Ansonsten: Heldenposen im Gegenlicht. Und ewig streicht sich Matthias Schweighöfer die blonden Locken hinters Ohr.

mehr bei Cinema.de: http://www.cinema.de/film/der-rote-baron,1336722.html
Copyright © Cinema.de