· 

Unsere Helden im Kampf gegen Orkan "Zeynep"

"Als es am 17.02.2022 nachts um 02:04 Uhr das erste Mal piepte, konnte sich keiner unserer Kameradinnen und Kameraden vorstellen, wie schwer und ausdauernd die nächsten 66 Stunden werden sollten. Uns waren natürlich die Unwetterwarnungen bekannt, aber mit diesem Einsatzaufkommen hatte dann doch niemand gerechnet." So überschreibt Paul Kiesow, der Gerätewart des Löschzuges Zühlsdorf und zuständig für deren Facebook-Seite, am späten Sonntagabend seinen Abschlussbericht.

36 Einsätze wurden es schlussendlich bis Samstagabend 20 Uhr. Alle sturmbedingt! Weitere kamen in den letzten Tagen dazu.

Ja, "Zeynep" war schon eine ganz schöne Hausnummer! Und wer als Zühlsdorfer auch nur eine Kiefer in Reichweite seines Eigenheimes zu stehen hat (noch sind dies viele), weiß von Ängsten zu berichten. Und so angstverstärkend auch das permanente Sirenengeheul war: es vermittelte zugleich die Gewissheit, dass die Helfer in der Not – die Frauen und Männer unseres Zühlsdorfer Löschzuges im Verbund mit den anderen Löschzügen des Mühlenbecker Landes –  zu jeder Tages- und Nachtzeit bereitstehen, um zu retten und zu bergen.

Schön, dass es euch gibt! Allen voran agierten in diesen 66 Stunden als Einsatzleiter der stellvertretende Ortswehrführer Maik Scharfen, die Zugführerin Sylvia Erdmannski sowie der Gruppenführer Mirko Lagner, den man ansonsten als Gemeindearbeiter auf den Zühlsdorfer Straßen sehen kann.

Auch im Hinterland war einiges los: Schnell wurde alles Notwendige für einen Imbiss besorgt, wurden Brötchen belegt und Kaffee gekocht. Danke dafür an Beate, Emilia und Virginia. Selbst Pauls Oma kam Brötchen schmieren. Und auch die Eltern der Mädels und Jungs der Jugendfeuerwehr halfen so gut sie konnten. Die "Versorgungsgruppe" hatte auch die 10 Monate alte Tochter von Sophie Scharfen in ihre Obhut genommen, um der Mama, die übrigens bestens mit einer Motorkettensäge umgehen kann, die Einsatzbeteiligung zu ermöglichen. Nicht zu vergessen auch die vielen Zühlsdorfer an den Einsatzstellen, die sich um das Wohl der Feuerwehrmänner und - frauen kümmerten.

36 Einsätze waren zu fahren - Einsätze, die wohl vor allem deshalb nicht so schnell vergessen werden, weil sie nur wenig Ruhezeiten zuließen. Wenn mir berichtet wird, dass nach der ersten Alarmierung um 2 Uhr nachts die erste "Einsatzrunde" erst gegen 8 Uhr beendet wurde und bereits eine Stunde später die Sirene die Frauen und Männer erneut aus den Betten trieb, wird die Dimension dieses Einsatzes klar. "Die ersten 24 Stunden eines derartigen Einsatzes sind in der Regel noch recht gut wegzustecken", so beschreibt Sylvia die Besonderheit dieser Einsatzsituation, "dann aber geht es mit jeder Stunde darüber hinaus ans Eingemachte". Gut, wenn dann die Versorgung steht, die eigenen Familien den Rücken stärken und immer wieder das große Dankeschön der Betroffenen neu Mut macht.
36 Einsätze, dahinter stehen fast so viele Schicksale betroffener Zühlsdorfer Familien. Oder auch Alleinlebender, wie das der Dame, deren Hausdach und die darunter liegende Zimmerdecke von einer herabstürzenden Baumkrone durchschlagen wurde. Glück im Unglück hatte sie, weil schon eine Stunde später ein Dachdecker seine Arbeit aufnahm.
Auch zwei risikoreiche Einsätze gab es: So drohte eine 30 m hohe Kiefer auf ein Wohngebäude zu fallen. Die "mit Priorität" angeforderte Drehleiter war leider nicht verfügbar, so wurde zur unverzüglichen Gefahrenabwehr der Baum mittels Mehrzweckzug vom Gebäude weggezogen und eingeschnitten. Und punktgenau, 20 cm vom Zaun entfernt, zu Boden gebracht.
Bei dem zweiten Einsatz drohte ein Baum auf einen Propangastank und ein Wohngebäude zu fallen. Hier konnte die Drehleiter erfolgreich nachalamiert werden und recht schnell mit dem Abtragen des Baumes begonnen werden. Auch hier wurde dank klugen Vorgehens ein großer Sachschaden vermieden.

Danke, danke unseren Zühlsdorfer Feuerwehrmännern und -frauen für ihre großartige Einsatzbereitschaft! Danke deren Familien, die diese fast drei lange Tage ihre Arbeit machen ließen!
Danke an die Löschzüge Schildow und Mühlenbeck für die großartige Unterstützung, insbesondere auch mit der in diesen Stunden so wichtigen Drehleiter!

Was bleibt, ist die Angst vorm nächsten Sturm. Neben herabfallenden Ästen und abgebrochenen Baumkronen sind es auch künftig vor allem entwurzelte Bäume. Schaut man sich diese an, wird man ganz überwiegend Wurzelballen vorfinden, die ihren Namen nicht verdienen. In Anbetracht der Prognose, dass der Klimawandel tendenziell zu mehr Trockenheit und vermehrten Extremwetterlagen führen wird, keine guten Aussichten. Zumindest nicht für die Zühlsdorfer unter uns, deren Immobilie direkt durch umfallende Bäume bedroht wird.

Gut dann zu wissen, dass die Feuerwehr im Mühlenbecker Land für uns da sein wird!

Fotos: Löschzug Zühlsdorf | Text: Jürgen Naß

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Schultz Karin (Dienstag, 22 Februar 2022 20:56)

    Ein Glück das es diese Freiwillige Feuerwehr � Gift . Ein harter Job auch ohne Sturm. Menschen retten ist immer wichtig. Viele liebe Grüße und alles Gute für die Feuerwehr � Leute

  • #2

    Dagmar Novotny (Dienstag, 01 März 2022 17:23)

    Ein großes Dankeschön an unsere Feuerwehr. Ich habe sehr großen Respekt vor euch und der Arbeit die ihr leistet. Ihr habt mitten im Sturm dafür gesorgt, dass Schäden beseitigt und verhindert werden. Ich habe nur ängstlich aus dem Fenster geschaut. Dort war ich vernünftigerweise am besten aufgehoben. Und deshalb: Danke, dass es euch und eure unterstützenden Familien gibt. Dagmar aus Zühlsdorf