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Brassens Festival in Zühlsdorf

Georges Brassens Festival in der Zühlsdorfer Kirche

Es ist schon erstaunlich, dass bei einem Konzert in einem nur halb gefüllten Saal eine Stimmung entstehen kann, als wenn der letzte Platz besetzt wäre. Voraussetzung sind begeisternde Künstler*innen, wie sie am vergangenen Sonntag in der Zühlsdorfer Kirche zu erleben waren. Zum 6. Mal war das Brassens-Festival bei uns zu Gast. In diesem Jahr beglückten uns Jacque Evrard, Klara Gmiter und Olivier Terwagne. Catalina Claro musste vorzeitig in ihre Heimat Chile zurückkehren, hat aber versprochen, im nächsten Jahr bei uns aufzutreten.

Der belgische Chansonier Jacquy Evrard (Gesang, Gitarre) aus Liège begeisterte sich schon mit 11 Jahren für Georges Brassens. Er fing an, Gitarre zu spielen und blieb durch die Jahre seine Liebe zu Brassens und zum französischen Chanson treu. 45 Jahre später, im September 2008, wurde er zum Besuch des Brassens-Festivals in Basdorf bei Berlin eingeladen. Er erfuhr von den vielen Brassens-Festivals in Frankreich. In ihm wuchs der Wunsch, Brassens in seiner Heimatstadt Liège zu ehren. Und so organisiert er seit 2013 dort ein eigenes Brassens-Festival.
Die Französin Klara Gmiter (alias Claire Varga) aus Gryfino hat in Lyon Theaterwissenschaft studiert. Sie ist ausgebildete Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin. Sie hat u.a. als Regisseurin gearbeitet, war in Paris und Avignon engagiert und ist seit 2008 an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt tätig. Ihr aktuelles Soloprogramm widmet sich zwei großen Diven – Marlene Dietrich und Edith Piaf. Neben dem obligatorischen Brassens-Chanson bot sie denn auch Lieder wie „Lilli Marlene“ und „Non, je ne regrette rien“. Insbesondere in den Liedern der Piaf stand sie dieser kaum in etwas nach!
Der Multiinstrumentalist Olivier Terwagne (Gesang, Gitarre, Piano, Akkordeon,) aus Bruxelles komponiert, textet, arrangiert… Er trug einen Ausschnitt aus seinem Programm „Fragments de Brassens“ vor, für das er frühe Gedichte des jungen Brassens vertont und mit bekannten Chansons aus späteren Jahren musikalisch und inhaltlich verbunden hat. Er wechselte dafür rasant zwischen den oben genannten Instrumenten, immer verbunden mit seinem mitreißenden Gesang.

Marion Schuster und Jürgen Günther

Mit dabei: die Initiatoren des Brassens-Festivals, Marion Schuster und Jürgen Günther. Seit dessen Erstauflage im Jahre 2004 erfreut sich das Brassens-Festival von Jahr zu Jahr einer immer größer werdenden Beliebtheit.
Für die, die den Ursprung des Festivals noch nicht kennen: Brassens gilt als der Begründer des französischen literarischen Chansons, auf den sich Musiker wie Charles Aznavour, Jacques Brel, Yves Montand und Gilbert Bécaud bezogen. Im März 1943 wurde Brassens als Zwangsarbeiter ins Lager Basdorf deportiert und musste in der Flugzeugmotorenfertigung in Zühlsdorf kriegsverlängernde Arbeit leisten. Als er ein Jahr später eine Urlaubsgenehmigung für Paris erhielt, kehrte er nicht nach Deutschland zurück und versteckte sich bis zur Befreiung im Spätsommer 1944 in der französischen Hauptstadt.

Im nächsten Jahr wird das Chanson-Festival zum 20.– und vielleicht zum letzten – Mal durchgeführt, wenn bis dahin keine Nachfolge für den Vereinsvorstand gefunden wurde. Die Konzerte werden Mitte Juni stattfinden, also auch das Konzert in der Zühlsdorfer Kirche.
Abschließend noch ein Wort in eigener Sache: Auch wenn es für die Anwesenden ein bleibendes und herzerwärmendes Erlebnis war, hätte es doch ein wesentlich größeres Publikum vertragen. (Wie auch unsere anderen Konzerte.)
Wenn unsere Vorabinformationen Sie nicht erreichen, teilen Sie mir dies bitte mit, am besten mit einem Verbesserungsvorschlag => christiane.ziller@gmx.de

Text: Christiane Ziller

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Kommentare: 1
  • #1

    Karin Schultz (Dienstag, 25 Oktober 2022 11:45)

    Du musst eben auch in den anderen Ortsteilen mehr Reklame dafür machen !! Zühlsdorf ist für manche Leute auch zu abgelegen Ältere Herrschaften die sich dafür Interessieren würden , wissen ja nicht wie sie dorthin kommen und zurück. Die Volksolidarität besteht nicht nur in Zühlsdorf ��