Es war ein sonniger Tag und es war so richtig was los auf dem Spielplatz hinter dem Zühlsdorfer Beachclub. Eigentlich wollte ich mir nur die beiden Freifunk-Router des Beachclubs nach Hause holen, um denen die neueste Firmware aufzuspielen. Zuerst mal aber musste ich das Gelände wieder verlassen. „Ohne FFP2-Maske“, so Andreas Lyson, der Leiter unserer Zühlsdorfer Jugendeinrichtung, „darf man als erwachsener Besucher nicht aufs Gelände!“.
Ein strenges und immer wieder aktualisiertes Hygienekonzept macht es möglich, dass die Jugendarbeit nicht gänzlich eingestellt werden muss. „Sehr zeitaufwendig ist das Ganze“, sagt er mir wenig später, „und wenig effizient, mit vielen praktischen Hürden, wie Teilnahmeeinschränkungen und leider auch Veranstaltungsabsagen".
Bei dem Gespräch mit Andreas wird mir dann schnell klar, dass die Kinder- und Jugendarbeit einen kleinen Bericht auf unserer Webseite braucht. Zühlsdorfer mit schulpflichtigen Kindern wissen in der Regel ziemlich genau, was hier so passiert. Zühlsdorfer in meinem Alter denken da wohl eher wie ich und vermuten, dass die Türen in Coronazeiten verschlossen bleiben müssen.
Schaut man in den Schaukasten am Eingang zum Beachclub sieht man einen gut gefüllten Veranstaltungskalender. Immerhin mit Präsenzangeboten von Dienstag bis Freitag von jeweils 14 bis 18 Uhr. Allerdings mit Begrenzung der Anzahl der Teilnehmer auf drei bis fünf Teilnehmende und nur für Kinder von 10 bis 13. Ganz unterschiedlich ist das Programm und reicht von Kreativer Gestaltung über Musikangebote hin zu Bildungsangeboten sowie Spielen und Gartenarbeit. Während unseres Gespräches werden gerade die Blumenkästen neu bestückt.
„Gut, dass sich die fünf gewählten Mitglieder des Zühlsdorfer Klubrates, im Alter von 11-20 Jahren, schon in der Vorweihnachtszeit ihre Wünsche und Jahresvorhaben für 2021 entwickelt haben, und so trotz Lockdowns und bestehender Alters- sowie Teilnahmeobergrenzen mit der Umsetzung begonnen werden konnte! Jugendarbeit findet hier statt: Nichts wird vorgegeben, wenn es den Hygienevorschriften entspricht. Angebote gibt es – und vor allem Unterstützung dabei, eigene Ideen und Pläne entstehen zu lassen, um diese dann gemeinsam umzusetzen." Dies vor allem macht den Beachclub für die Jugendlichen so interessant. Und mancher kommt erstmal nur zum Schnuppern vorbei, um dann doch recht schnell das Freizeitangebot schätzen zu lernen.
So kann der Besucher bereits am Eingang das neue Trampolin bewundern, welches in der Altersgruppe 10 bis 13 Jahren intensiv, quasi mit Warteliste -:) genutzt wird. Viel Spaß ist da garantiert. Die Fotos zeigen dies. Fotografiert übrigens von Pia Lübbe, die hier ihr Freiwilliges Soziales Jahr leistet.
Demnächst soll im Klub ein Aquarium das Feeling bereichern. Da werden aktuell Bücher gewälzt, ehe das erste, noch recht kleine 60 l-Becken wahrscheinlich wohl mit Guppys besiedelt werden wird.
Andreas Lyson hofft, dass künftig zumindest für den Außenbereich die Teilnahmeobergrenzen bald entfallen können. Erst dann wären auch wieder die so sehr fehlenden Freizeitaktivitäten und Gemeinschaftserlebnisse möglich. Aktuell sind für die Jugendlichen ab 14 Jahren nach Absprache und außerhalb der Präsenszeiten ab 18 Uhr auch Einzelkontakte möglich. „Die Jugendlichen hier auf dem flachen Lande kommen relativ gut mit Corona zurecht.“ Auch das Homeschooling soll weitgehend funktionieren. Aber auch hier klagen die Jugendlichen über die fehlenden Kontakte und gemeinsamen Veranstaltungen - auch über Einsamkeit. Bei nicht wenigen machen sich Zukunftsängste breit, wie es denn wohl nach dem Schulabschluss mit der Ausbildung weitergehen könnte: Immer mehr Ausbildungsbetriebe reduzieren aktuell ihre Ausbildungsangebote, weil ihnen die Perspektive der nächsten Monate fehlt. Hier helfen die Gesprächs- und Unterstützungsangebote sehr.
Für das Wochenende vom 16. Bis 18. April ist eine Bildungsfahrt ins Jugendbildungszentrum Blossin geplant. Sieben oder acht Jugendliche aus dem Beachclub würden wohl gerne dabei sein wollen. Wünschen wir ihnen, dass die pandemische Lage dies zulassen wird!
Als ich dann ein paar Tage später die Router zurückbringe, ist eher ungemütliches trübes Wetter. Nicht zu übersehen: die schön bepflanzten Blumenkästen an den Fenstern des Beachclubs. Andreas, gerade zurück von einem kleinen Ballspiel mit seinen Kids, empfängt mich mit Schweiß auf der Stirn. Genau der richtige Zeitpunkt für mich und mein Interview. Und wohl auch für ihn, seinen Pulsschlag zu normalisieren.
Text: Jürgen Naß
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